Der Höhepunkt der Feierlichkeiten des 50jährigen Jubiläums unseres Chores sollte für uns Sängerinnen und Sänger eine Dreitagesfahrt nach Prag werden, als Belohnung für die vielen Auftritte und die harte Probenarbeit der letzten Jahre.
So starteten wir am frühen Morgen des 3. Oktobers mit 39 Personen unsere Busreise nach Prag.
Nach der herzlichen Begrüßung durch Ralf und Ralf (Reiseleiter und Busfahrer) machten wir es uns auf den Sitzen des Busses bequem, und verabschiedenden uns von den Bergen unserer Thüringer
Heimat. Und wie es eine solche Gruppenreise mit sich bringt, wurde schon nach kurzer Zeit der Proviant in fester und natürlich auch flüssiger Form angebrochen.
Nach einer fröhlichen Busfahrt, in der natürlich auch das Singen nicht zu kurz kam, erreichten wir gegen 14 Uhr die goldene Stadt. Am Bushaltepunkt an der Czechbrücke stieg unsere Stadtführerin Nadja zu, die uns auf einer Rundfahrt durch die Stadt deren Sehenswürdigkeiten zeigte und viele geschichtliche Fakten vermittelte.
Zurück an der Czechbrücke, verließen wir den Bus und erkundeten das Zentrum der Altstadt nun zu Fuß. Jüdisches Viertel, Karlsbrücke, Altstädter Rathaus mit Astronomischer Uhr, Altstädter Ring als ältester Platz im historischen Zentrum - wir staunten über jahrhundertealte Baukunst und deren Geschichte sowie über die vielen Menschen verschiedener Nationen, die Ameisen gleich die Stadt durchfluteten. Nadja führte uns zielsicher durch die überfüllten Straßen und Gässchen, nicht immer ein einfaches Unterfangen, da Schritt zu halten, den gelben Schirm nicht aus den Augen zu verlieren und auch noch die Schönheit der Stadt zu bewundern.
Nach etwas Freizeit, die leider im Regen endete, erreichten alle wohlbehalten aber nass den Bus, der uns dann in unser Hotel Wellness Step brachte. Hier erwartete uns eine warme Dusche, ein kühles Bier oder zwei und ein warmes Abendessen. Manch einer ließ den Abend noch gemütlich an der Hotelbar ausklingen, andere zogen sich, erschöpft vom anstrengenden Tag, zur Nachtruhe zurück.
Der zweite Tag begann mit einem tollen Frühstücksbuffet, das fast keine Wünsche offen ließ. Dann warteten der Bus und Nadja schon. Aber bevor es auf die Fahrt zur Prager Burg ging, bekam das Geburtstagskind Adelheid natürlich ihr musikalisches Ständchen.
Da sich am Vortag herausstellte, dass der Fußmarsch von der Prager Burg zurück in die Stadt für einige zu anstrengend würde, verließ eine kleine Reisegruppe unter Obhut von Thomas und Reiseleiter Ralf den Bus an der uns bekannten Czechbrücke. Unter der „Schirmherrschaft“ von Ralf machten sie sich auf, wieder die Altstadt zu durchstreifen. Das angemessene Tempo ermöglichte ihnen nun, die Schönheit der Straßen, Gassen und Bauwerke zu genießen. Nach Überquerung der Karlsbrücke, auf der anderen Seite der Moldau im historischen Zentrum der Kleinseite Na Kampě angelangt, kehrten sie in die urige und gemütliche Gaststätte „Tkalcovsky Dvur“ ein, direkt neben dem bekannten, aber überfüllten Švejk Restaurant „Malostranská pivnice“. Nach einer Stärkung mit Speis‘ und Trank machten sie sich nach einem kurzen Abstecher in den Innenhof des Franz-Kafka-Museums, wo die „Peeing Guys“ zu bestaunen waren, auf den Rückweg in die Altstadt zu unserem Treffpunkt.
Alle anderen durchwanderten mit Nadja die Prager Burg mit all ihren Geschichten, den schattigen und sonnigen Seiten. Sie wusste viel zu erzählen über die reiche Geschichte dieser imposanten Burganlage, die Sitz böhmischer Herzöge und Könige sowie Kaisersitz war, und heute die Residenz des Präsidenten der Tschechischen Republik ist. Bei schönstem Wetter genossen wir die tolle Aussicht über die Stadt.
Und natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, auch hier einige Lieder zu trällern.
Der Abstieg von der Burg führte uns an der Deutschen Botschaft vorbei. Alle wollten den Ort sehen, wo vor 30 Jahren am 30. September 1989 Geschichte geschrieben wurde, als der damalige Außenminister der Bundesrepublik Hans-Dietrich Genscher die unvergesslichen Worte verlas "Wir sind zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise ...". Die letzten Worte Genschers, gesprochen vom Balkon der Botschaft, gingen im Jubel der rund 4.500 DDR-Bürger unter. Und so durchzog so manch einem Sänger ein wohliger Schauer an dieser historischen Stätte, im Bewusstsein, dass von hier aus der zündende Funke auf die friedliche Revolution in der damaligen DDR übersprang.
Nun machten wir uns, teils auf getrenntem Wege ob zu Fuß oder per Oldtimer, zurück in die Altstadt. Hier trafen sich alle Sänger wieder und gemeinsam fuhren wir mit der U-Bahn zu unserem nächsten Ziel, der Kirche St. Ludmilla.
Die römisch-katholische Kirche ist ein dominantes Bauwerk im Prager Stadtteil Vinohrady am Friedensplatz und ist der heiligen Ludmilla von Böhmen geweiht.
Hier nahmen wir an einem Gottesdienst teil und durften diesen musikalisch begleiten. Beim Einzug der Priester und Ministranten erklang unser „Alleluja“. Schon bei den ersten Tönen stellte sich ein wohliges Kribbeln bei uns ein, als der füllende Klang das sehr gut besuchte Kirchenschiff durchzog. Zwischen den Predigten (natürlich in Tschechisch) sangen wir „Soli deo“ und „Dona pacem“, und während des Abendmahls erklang für Minuten unser „Laudate omnes gentes“. Nachdem die letzten Töne unseres abschließenden „Von guten Mächten“ verklungen waren, erwartete uns ein lang anhaltender Beifall der anwesenden Gottesdienstbesucher, für uns ein Gänsehautmoment pur. Ein außergewöhnliches Erlebnis, dass wir wohl nicht vergessen werden.
Laudate omnes gentes
Nach der U-Bahn-Fahrt zurück in die Innenstadt zogen wir in die Kellergewölbe des Restaurants „U Tri Zlatych Lvu“ (Drei goldene Löwen) ein. Auch wenn das Abendessen hier nicht goldig war, tat das der guten Stimmung keinen Abbruch. Schon nach einigen Pilsner Urquell erklangen unsere Lieder wohl nicht nur durch die Kellergewölbe (manchmal ist leiser schöner – Anmerkung der Red.).
Nach ein paar gemütlichen Stunden machten wir uns zu Fuß auf den Weg durch das abendliche Prag zum Bus und fuhren zurück ins Hotel, wo wir den Tag an der Bar oder beim Bowling ausklingen ließen.
Nach ein paar gemütlichen Stunden machten wir uns zu Fuß auf den Weg durch das abendliche Prag zum Bus und fuhren zurück ins Hotel, wo wir den Tag an der Bar oder beim Bowling ausklingen ließen.
Der letzte Tag unserer Reise hielt leider wieder Regenwetter für uns bereit. Grund dafür möge wohl das Ableben des berühmten Prager Sängers Karel Gott am 1. Oktober gewesen sein. Prag in Trauer und Tränen.
Frisch gestärkt von den Leckereien des Frühstücksbuffets verabschiedeten wir uns von unserem Hotel. Im Foyer ließen wir noch unser heutiges Geburtstagskind Christel mit einem fröhlichen Lied hochleben. Nachdem das Gepäck verladen war, ging es mit dem Bus wieder zur Czechbrücke. Nach einigen Metern Fußweg wartete an der Anlegestelle 13 schon unser Ausflugsboot.
Auf einer zweistündigen Rundfahrt erlebten wir Prag von der Wasserseite. Wasser von unten, reichlich Wasser von oben, gehopftes und Feuerwasser „inwändig“ sorgten für beschwingte Stimmung, die in einer Polonaise ihren Höhepunkt fand. Die Crew des Schiffes hatte für ein wunderbares warmes Buffet gesorgt, das keine Wünsche offen ließ.
Mit vielen neuen Eindrücken traten wir die Heimreise an. Gesund und wohlbehalten kamen wir am Abend zufrieden und müde zurück in unsere Heimat. Eine Reise ging zu Ende, die uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Unser Dank gilt dem Lufthansa-Citycenter Eisenach (Fr. Fleckenstein), dem Reiseunternehmen Vianova aus Weimar (Fr. Osburg), dem Busunternehmen Goldschmidt (Busfahrer Ralf) und vor allem unserem Reiseleiter Dr. Ralf Hennig, der uns in den drei Tagen super betreut hat.
Fotos: Lothar Götze, Steffi Münzer, Thomas Werner u.a.
Audio: Roman Schaube
Text: Antje Wohlfarth und Thomas Werner
Layout: Thomas Werner